von Ulrike Mascher
„Die deutsch-tschechischen Beziehungen sind heute so gut wie noch nie“ – Fakt, Fiktion oder Floskel? Darüber wurde auf der Konferenz, zu der die Landesversammlung Anfang Oktober lud, heiß diskutiert.


Zum 20. Geburtstag der LV und des deutsch-tschechoslowakischen Vertrages galt es, Bilanz zu ziehen, zu evaluieren und vor allem neue Grundsteine zu legen, wie LV-Präsident Martin Dzingel in seiner Eröffnungsrede betonte.
Klare Worte
Der Historiker und Dozent an der Prager Karlsuniversität Matěj Spurný sprach in seinem Vortrag über die Geschichte der Deutschen in den böhmischen Ländern und beleuchtete die deutsch-tschechischen Beziehungen aus historischer Perspektive. Im Anschluss referierte der ehemalige Präsident der LV, Walter Piverka, aus Sicht der deutschen Minderheit über die Ereignisse der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und die Gründung der LV sowie der gemeinnützigen Organisationen in Trägerschaft der LV, die in die Zeit nach der Wende fällt.
Im Anschluss an die beiden Vorträge, die die Teilnehmer der Konferenz mit den nötigen Hintergrundinformationen ausstatteten, ging es im ersten Diskussionsforum darum, Bilanz aus den vergangenen 20 Jahren LV-Arbeit zu ziehen und gleichzeitig die in der deutsch-tschechischen Erklärung festgelegten Punkte kritisch auf ihre Umsetzung zu prüfen.


Die zweite Podiumsdiskussion der Konferenz beschäftigte sich dann auch folgerichtig mit den Aussichten für die Zukunft. Moderator Christian Rühmkorf bat die Diskutanten um eine Einschätzung der deutsch-tschechischen Beziehungen in den nächsten 20 Jahren.
Stimme der Minderheit
Um die Identität der Minderheit, ihre Selbst- sowie Fremdwahr- nehmung ging es in dem Projekt „Der Minderheit eine Stimme geben“, das Karolina Fuhrmann, ifa-Kulturmanagerin bei der deutschen Minderheit im polnischen Oppeln, vorstellte. In dem vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) in Polen bereits erfolgreich durchgeführten Planspiel sollen generationenübergreifend und spielerisch Diskussionsfähigkeit, Empathie und Meinungsäußerung eingeübt werden. Das Projekt soll im nächsten Jahr auch in der Tschechischen Republik durchgeführt werden.
Zum Schluss der Konferenz verlas LV-Präsident Martin Dzingel die Willenserklärung des Präsidiums der Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien, in dem sie ihre Aufgaben und Ziele für die nahe Zukunft formuliert.


Den Ausklang des Tages bildete ein deutsch-tschechisches Konzert des „Orchesters Bandini“ im Prager JazzDock, bei dem am Abend ausgelassene Stimmung herrschte.
Hier finden Sie Fotos sowie Videos zur Konferenz.
Weiterhin sprach Martin Dzingel mit "Radio Prag" über 20 Jahre Landesversammlung sowie dem Nachbarschafts- und Freundschaftsvertrag.
Stimmen von Teilnehmern der Konferenz finden Sie hier.
"Good Practice" - Lernen aus erfolgreichen Projekten. Das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), Partner der Konferenz, würdigt die Veranstaltung.