von Lucie Kavanová
Der Höhepunkt des Seminars war dann die Möglichkeit, das erworbene theoretische Wissen anhand eines Gesprächs mit einer Zeitzeugin auszuprobieren. Für Sonntagvormittag konnte die 75-jährige Trautenauerin Renata Hammová als Gast gewonnen werden. Die Schüler hatten viele Fragen für die ehemalige Buchhalterin und sehr energiegeladene Dame, die beispielsweise auch heute noch Kinderschwimmkurse leitet, vorbereitet. Die Jugendlichen interessierten sich für ihre Kindheit, ihre persönlichen Erinnerungen an die Vertreibung und an die Veränderung der Stadt danach, für die spezifische Stellung der deutschen Minderheit während des Kommunismus und für ihre aktuelle Situation in der Region. Renata Hammová, die sich aktiv an der Gemeinschaftsarbeit beteiligt und auch am deutschtschechischen Stammtisch in Jungbuch (Mlade Buky) teilnimmt, beantwortete wohlwollend und geduldig alle Fragen.
Das Persönliche wirkt nach
Sie begeisterte die Teilnehmer des Seminars, die alle die Deutsche Sprache erlernen, zudem mit einer Live-Darbietung des Riesengebirger Dialekts. „Die Vertreibung und das Zusammenleben mit den Deutschen sind hier in der Trautenauer Gegend sehr lebendige Themen, über die wir beispielsweise in der Schule viel reden“, kommentierte den Workshop der fünfzehnjährige Jonaš aus Hohenelbe. „Mit dem starken Eindruck, den es hinterlässt, wenn man jemandem gegenübersitzt, der das alles durchlebt hat und mit dem man die Möglichkeit hat darüber zu sprechen, können all die Zahlen und anonymen Fakten aber nicht mithalten.“
Das gesamte Wochenende verlief in einer sehr netten Atmosphäre, gestützt durch die angenehmen Räumlichkeiten des Zentrums „Karolinka“, das als Austragungsort diente, und vor allem durch die Begeisterung der Schüler, die sich entschlossen hatten, statt eines freien Wochenendes doch lieber die Schulbank zu drücken. Die perfekte Organisation vor Ort übernahm die Leiterin des Begegnungszentrums, Lenka Buková Vízková.
Mit dem sonntäglichen Abschieds-Mittagessen endete der Workshop aber noch nicht. In diesen Tagen arbeiten die Schüler an ihren eigenen Beiträgen, bei denen sie die „Oral history“- Methode ausprobieren. Die besten Beiträge werden auch auf den Webseiten des LandesEcho und der Landesversammlung veröffentlicht, wo in Kürze auch ein Video des Interviews mit Renata Hammová zu finden sein wird.