Balthasar-Neumann-Gesellschaft

Nach der Wende im Jahre 1989 kam es zu den ersten Kontaktaufnahmen mit dem Bund der Eghalanda Gmoin e.V. in Marktredwitz und zur Gründung des Bundes der Deutschen, Landschaft Egerland im Jahre 1991 in der damaligen Tschechoslowakischen Republik. So entstand auch der gemeinsame Gedanke, ein Begegnungszentrum im Herzen des Egerlandes aufzubauen, das als Treffpunkt und Kulturzentrum der Deutschen Minderheit des ganzen Egerlandes dienen soll. Auch auf tschechischer Seite war man sich der Bedeutung eines solchen Zentrums für die Stadt Eger/Cheb bewusst und unterstützte diesen Gedanken. In dieser Zeit wurde die Euregio Egrensis – eine Organisation, die grenzüberschreitende Projekte realisiert – gegründet und zueinem weiteren Träger der Balthasar-Neumann-Gesellschaft.

Im April 1992 wurde ein Mietvertrag unterzeichnet, in dem das Landratsamt in Eger der Gesellschaft das Gebäude des ehemaligen Klarissinnen-Klosters am Franziskaner-Platz, wo vorher die Weinstube „Ewiges Licht“ und danach ein Jugend-Klub gleichen Namens war, vermietet. Weil sich das Gebäude in einem katastrophalen Zustand befand, wurde es durch Finanzmittel der Bundesrepublik Deutschland (BMI) gänzlich neu ausgebaut und ausgestattet. Die Kosten der Renovierung wurden mit der Miete für einen befristeten Zeitraum verrechnet. Wegen auslaufender Verträge musste das Begegnungszentrum „Balthasar-Neumann-Haus“ nach fast 25 Jahren sein bisheriges Domizil im ehemaligen Klarissinnen-Kloster am Franziskaner-Platz räumen. Der neue Sitz befindet sich seitdem auf dem Marktplatz in Eger. Nach abgeschlossener Renovierung stehen jetzt ein Empfangsraum mit Infotheke, ein Lehrsaal, ein Ausstellungsraum, eine Bibliothek, ein Fernseher mit Videos und Bildern aus unserer Heimat, eine HiFi-Stereoanlage und ein digitaler Projektor zur Verfügung.

Die Balthasar-Neumann-Gesellschaft

Das Ziel der Balthasar-Neumann-Gesellschaft ist es, die Entfaltung und Vertiefung freundschaftlicher Beziehungen zwischen der Tschechischen Republik und Deutschland zu fördern. Außerdem will sie bei der Überwindung geschichtlich entstandener Rechtlosigkeit und Unrecht helfen und dadurch Voraussetzungen für ein gutes Zusammenleben von Tschechen und Deutschen schaffen. 

Zur Erfüllung dieses Ziels will die Vereinigung beisteuern, indem sie Begegnungen von Tschechen und Deutschen mit den Angehörigen der deutschen Minderheit, die nach dem Jahre 1945 gezwungen wurden, die Tschechoslowakei zu verlassen, sowie mit den Angehörigen dieser Minderheit, die noch heute im Egerland leben, realisiert. Aus diesen Begegnungen soll eine Quelle erneuerten gegenseitigen Vertrauens und Verstehens entstehen. Zu diesem Zwecke ist die Vereinigung Träger des Balthasar-Neumann-Hauses als Kulturzentrum für tschechisch-deutsche Zusammenarbeit und Verständigung.

Die Balthasar-Neumann-Gesellschaft übt mit Unterstützung des Bundesinnenministeriums, der Deutschen Botschaft in Prag und dem tschechischen Kulturministerium folgende Aktivitäten aus:

  • Bildungsseminare

  • Volksmusikseminare

  • Ausstellungen

  • Vorträge

  • Sprachkurse

  • u.v.m.

 

Begegnungszentrum Balthasar Neumann

nám. Krále Jiřího z Poděbrad 36
350 02 Cheb
Tel.: +420 354 422 992
e-Mail: bgzeger@seznam.cz
www.egerlaender.cz
Geschäftsführer: Ernst Franke

Öffnungszeiten:
Dienstags: 10.00 – 12.00, 13.00 – 17.00 Uhr
Mittwochs: 10.00 – 12.00, 13.00 – 17.00 Uhr

Oder nach Vereinbarung
 

Die Person Balthasar Neumann

Balthasar Neumann wurde am 30. Januar 1687 in der Schiffsgasse 12 in Eger als siebtes Kind des Tuchmachers Hans Christoph Neumann geboren. Mit 13 Jahren begann er bei seinem Patenonkel Balthasar Platzereine Lehre zum Geschütz- und Glockengießer. Im Jahre 1711 verließ der junge Neumann seine Vaterstadt und ging nach Würzburg, wo er in der bekannten Gießhütte des Ignatz Kopp eine Arbeit angenommen hatte. Bald darauf lernte er dort den Ingenieurhauptmann und Architekten Andreas Müller kennen. Auf Müllers Anraten hin lernte er Geometrie und Feldmessung und 1714 besuchte Neumann die Artillerieschule, lernte Französisch, Italienisch und Spanisch und wurde Geschützjunker und Adjutant seines Lehrers. Um sein Studium vollenden zu können, richtete Neumann insgesamt drei Bittschreiben um ein Darlehen an den Stadtrat seiner Heimatstadt Eger und immer wurde ihm das Darlehen zugesagt. 
Im Jahre 1719 wurde Johann Philip Franz Graf von Schönborn zum Fürstbischof in Würzburg ernannt und beauftragte Neumann mit den Vermessungen und Planungen der neuen Bischofsresidenz. Die Grundsteinlegung erfolgte im Februar 1720. 1724 starb der Bischof und sein Nachfolger, Christoph Franz von Hutten, ließ an der Residenz nur die notwendigsten Arbeiten ausführen. Im Jahre 1725 heiratete Neumann die Tochter des Geheimen Hofrats Dr. Schild, 1729 kam wieder ein Schönborn auf den Bischofsstuhl, Friedrich Karl Graf von Schönborn, und ließ die Arbeiten an der Residenz fortführen. 

In der Zwischenzeit war Neumann für andere Auftraggeber tätig ­– das Deutschordensschloss in Bad Mergentheim, eine Kirche und Probstei in Holzkirchen und andere Bauten wurden geplant und begonnen. Seine Hauptaufgabe blieb jedoch die Fortsetzung der Bauarbeiten an der Residenz. Die Hofkirche im Südschloss wurde ein Glanzstück fränkisch-barocker Baukunst, das Treppenhaus im Kaiserpavillon mit der stützenlosen Überwölbung eines 600 m² großen Raumes wurde eine besondere künstlerische und technische Leistung Neumanns. 
Der Kurfürst von Trier übertrug ihm für mehr als 20 Jahre die Oberaufsicht über das gesamte Zivil- und Militärbauwesen im Hochstift Würzburg und Bamberg. Im Jahre 1741 wurde Neumann zum Obristen der fränkischen Keisartillerie ernannt – der höchste Dienstgrad, den das Hochstift Würzburg zu vergeben hatte. Nach dem Tode Friedrich Karls im Jahre 1746 kam ein erklärter Schönborn-Gegner, Graf Anselm von Ingelheim, auf den Bischofsstuhl. Er stellte den Ausbau der Residenz ein und ersetzte Neumann als Baudirektor durch einen unfähigen Günstling.

Sechs Fürstbischöfe erlebte Neumann in seiner Tätigkeit in Würzburg, von denen ihn vier förderten und zwei hemmten. Außer der Residenz hat er neben zahllosen Profanbauten als Planer, Bauleiter oder Berater an über 100 Kirchen mitgewirkt. Dazu zählen unter anderem die Schönbornkapelle am Würzburger Dom, die Hofkirche und das Käppele in Würzburg, die Abteikirche in Münsterschwarzach, die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen und die Abteikirche Neresheim. Auf dem Deckengemälde von Giovanni Battista Tiepolo im Treppenhaus der Würzburger Residenz ist auch Balthasar Neumann zu sehen – auf einem Kanonenrohr sitzend.

Balthasar Neumann starb am 19. August 1753 in Würzburg. Am 22. August 1753 trug man ihn mit allen einem Kreisobristen zustehenden Ehren zu Grabe. Als der Sarg in die Gruft gesenkt wurde, gab das Bataillon Feuer und von der Festung Marienberg dröhnte der Trauersalut über das fränkische Land.