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Die ersten Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien

Seit dem Mittelalter leben Deutschsprachige in den böhmischen Ländern – dem Königreich Böhmen, der Markgrafschaft Mähren und dem Herzogtum Schlesien. Sie wurden im Zuge der sogenannten „Deutschen Ostsiedlung“ im 12. und 13. Jahrhundert aus Bayern, Franken, Sachsen, Schlesien und Österreich im Grenzgebiet Böhmens und Mährens angesiedelt und erschlossen diese vielfach bodenschatzreichen Wald- und Bergregionen. Sie waren aber auch in zentralen Orten im Landesinnern, beispielsweise in Prag, Brünn, Pilsen und Iglau, als bedeutende städtische Minderheiten vertreten.

Vielfalt statt Einfalt

Die Deutsche Minderheit und ihr Einfluss auf die Region

Über Jahrhunderte hinweg kam den Deutschen in Böhmen und Mähren eine bedeutende Rolle in Politik und Wirtschaft zu. Es gab einen nachhaltigen Kultur-, Wissens- und Technologietransfer, der aus den böhmischen Ländern bis zur frühen Neuzeit eine der am besten entwickelten Regionen Mitteleuropas machte. Ab 1526 förderten die Habsburger als Landesherren das deutschsprachige Handwerk; Kaufleute, Klerus und Adel seit dem 18. Jahrhundert unter anderem mittels Bevorzugung des Deutschen als Verwaltungssprache. Ein geschlossenes deutschböhmisches Bewusstsein war jedoch zumeist nicht verbreitet. Die deutschsprachige Bevölkerung sah sich lieber als Böhmen, Mährer oder Schlesier.

Die Deutsche Minderheit zwischen den Weltkriegen

Im 19. Jahrhundert erschwerten Nationalbewegungen das Miteinander der Bevölkerungsgruppen. Mit der Gründung der Tschechoslowakischen Republik 1918 setzte sich der Sammelbegriff „Sudetendeutsche“ für die inzwischen über drei Millionen Deutschen in den böhmischen Ländern durch, die zu einer nationalen Minderheit mit weitgehenden autonomen Rechten wurden. Viele von ihnen gerieten in den 1920er und 1930er Jahren unter den Einfluss der deutschen Volkstumspolitik. Infolge des Münchner Abkommens 1938 wurden die deutschsprachigen Gebiete vom Deutschen Reich annektiert und den Sudetendeutschen die Staatsbürgerschaft des Deutschen Reichs zuerkannt. 1939 erfolgte die deutsche Besetzung des restlichen Staatsgebiets, begleitet von massiven Repressionsmaßnahmen gegenüber der tschechischen Bevölkerungsmehrheit.

Potsdamer Konferenz

Auf der Potsdamer Konferenz 1945 setzte die tschechoslowakische Regierung die Vertreibung der Mehrheit der Deutschen durch. Nur ca. 250.000 Deutschstämmige durften in ihrer Heimat bleiben. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Deutschen in der damaligen Tschechoslowakei einem starken Anpassungsdruck unterworfen, sodass sich insbesondere jüngere Angehörige dieser Minderheit häufig innerhalb der tschechischen Mehrheitsbevölkerung des Landes assimilierten.

Verständigung

Die Zeit der politischen Wende

Mit dem Demokratisierungsprozess, der nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Regime begann, wurde auch die Frage der Minderheiten wieder aufgegriffen. Nun bestand die Möglichkeit, seine Volkszugehörigkeit frei zu wählen. Bei der Volkszählung 1991 zählten sich noch 48.560 Menschen zur deutschen Nationalität. Im gleichen Jahr wie die Volkszählung wurde die „Charta der Grundrechte und Grundfreiheiten der CSFR“ verabschiedet, in der die Minderheiten eine rechtlich gesicherte Basis bekamen. In diese Zeit des Umbruchs fiel auch die Gründung der Landesversammlung der Deutschen Vereine in der Tschechischen Republik, in der bis heute 23 Vereine und insgesamt 7.500 Menschen organisiert sind.